Begriffserklärungen

Bandscheibenverlagerung:
  • entsteht z.B. durch Verspannung und Elastizitätsverlust der oberflächlichen breiten Rückenstrecker an Lenden- oder Halswirbelsäule, die dann zu erhöhter Kompression der Wirbelsäule  und Abschwächung der tiefen, stabilisierenden Muskeln führen
  • Bandscheibe hat keine eigenen Blutgefäße, sondern bezieht alle Nährstoffe aus den umliegenden Geweben – verringert sich deren Stoffwechsel bzw. Durchblutung durch Verspannung, fehlt der Bandscheibe Beweglichkeit und Nahrung, was den Knorpel überlastet und dazu führen kann, dass der Kern der Bandscheibe nach außen wandert, wodurch es schlimmstenfalls zu einer Nervenkompression kommt.
  • in vielen Fällen kann es ohne Operation durch eine umfassende Muskelbalancierung wieder heilen
Beckenbodentraining, funktionelles:
  • Beckenboden hat sowohl stützende wie auch dynamische Funktion
  • oft ist erhöhte Spannung des Beckenbodens vorhanden
  • man erlernt aktives Anspannen und Lösen, Zusammenhänge von Wirbelsäulenbewegungen und Beckenboden -> dadurch Verbesserung von Wahrnehmung und Funktion
Beinlängendifferenz, Beckenschiefstand:
  • statische Muskelketten vom Fuß bis zur Wirbelsäule können durch Verspannungen im Beckenring Verschiebungen bewirken, die sich auf Beinlänge auswirken kann
  • ist Länge der Knochen ist gleich, spricht man von funktioneller Beinlängendifferenz
  • ist jedoch ein Ober- oder Unterschenkelknochen kürzer als der andere, ist es eine anatomische Beinlängendifferenz
Burn-out ( „Ausgebrannt-sein“):
  • Überbegriff für psychische und körperliche Erschöpfung, die sich auf unterschiedliche Weise äußert
  • zunehmender Verlust der Wahrnehmung eigener Empfindungen, Bedürfnisse, etc.
  • verläuft in mehreren Stadien
Funktionsmassage:
Fußreflexzonentherapie nach Hanne Marquardt:
  • nach dem Modell des „sitzenden Menschen“ bilden sich von den Zehen abwärts sämtliche Organe in Reihenfolge und Lokalisation als sogenannte Reflexzonen ab
  • durch mechanische Reizung des Bindegewebes am Fuß wird nachweislich für kurze Zeit im jeweilig korrespondierenden Bereich des Körpers die Durchblutung erhöht
  • gehört zu den Ordnungstherapien
Hashimoto:
  • chronische Entzündung der Schilddrüse als Autoimmunerkrankung
  • benannt nach dem Entdecker Hashimoto Hakasu (1881-1934)
  • häufig durch Grunderkrankung veränderte Stütz- und Haltefähigkeit des Bindegewebes, dadurch übernehmen die statischen Muskeln mehr Haltearbeit und neigen zu Verkrampfungen
  • häufige Auswirkungen sind Wirbelblockierungen, Fußgelenksinstabilitäten und Blockierungen im ISG (Iliosacralgelenk, Gelenk zwischen Beckenschaufel und Kreuzbein)
  • durch klassische Massage erreicht man häufig keine Verbesserungen, dagegen sind  Funktionsmassage und aktive, assistive Bewegungstherapie sowie Wahrnehmungsübungen und aktive Entspannungsmethoden (z.B. PMR nach Jacobson) erfahrungsgemäß sehr erfolgreich
ISG-Blockade:
  • die Iliosacralgelenke (ISG) befinden sich zwischen Kreuzbein und Beckenschaufeln
  • wenn sich durch erhöhten Muskelzug die Beckenschaufeln gegenüber dem Kreuzbein verschieben, kann es zu Schmerzen und Instabilität kommen, schlimmstenfalls sogar Bewegungsunfähigkeit
  • Schmerz kann ausstrahlen in Unterbauch, Hüfte und Bein
  • ISG-Blockade zieht häufige Beschwerden in Brustwirbelsäule, Nacken und  Kiefergelenk nach sich, da die Gesamtstatik verändert wird
Kettensyndrome:
  • Muskeln arbeiten in Funktionsketten, z.B. Beugerkette, Streckerkette
  • sind mehrere Muskeln einer funktionellen Kette betroffen, spricht man von Kettensyndromen
  • bei systemischen Erkrankungen, wie z.B. Weichteilrheuma, sind oft ganze Muskelketten verspannt und bedürfen umfassender Behandlung
Kiefergelenkserkrankungen:
  • entwickeln sich häufig nach langwierigen Zahnbehandlungen, bei nächtlichem Zähneknirschen (Bruxismus), als Folge von Fußdeformitäten, Hüftgelenkserkrankungen, funktionellen Beckenschiefständen mit Beinlängendifferenz oder bei psychosomatischen Erschöpfungszuständen
  • durch Verkrampfung der Kaumuskulatur oder längeres Offenhalten des Kiefers entsteht erhöhter Druck auf die Gelenkflächen, wodurch sich teilweise die Knorpelscheibe (Diskus) verlagert oder degeneriert (abgenutzt wird)
  • bei derartigen Erkrankungen ist immer der gesamte Haltungsapparat zu betrachten und zu behandeln.
  • wichtig ist die Anleitung zur Selbsthilfe
Krankengymnastik:
  • Sammelbegriff für Behandlungstechniken zur Mobilisierung und Harmonisierung der Beweglichkeit, insbesondere der Skelettmuskulatur durch Massage, Dehnung und Bewegung
  • Suche nach Ursachen für Störungen im Bewegungsablauf steht im Vordergrund
  • Ziel ist Wiederherstellung der gesunden Aktivität des Bewegungssystems und die Schmerzreduktion
  • es werden einzelne Muskeln oder Muskelgruppen behandelt
  • nach Operationen, traumatischen Ereignissen und neurologischen Erkrankungen sind es gezielte Einzelbehandlungen zur Wiederherstellung der gesunden Funktion
Manuelle Therapie:
  • Mobilisation von Muskeln, Sehnen, Gelenkkapseln, Bändern, Gelenkflächen und Nerven mit der Hand des Therapeuten
  • die Bewegungen sind nicht aktiv durch den Patienten ausführbar
Neuralgien:
  • sind Nervenschmerzen; typisch dabei ist, dass man genau spürt, wo der Nerv entlangläuft – man spricht von Irritation des Nerven
  • können entstehen, wenn ein Nerv unter Druck ist
  • kommt z.B. durch erhöhte Muskelspannung, Bandscheibenverlagerung, Wirbelblockierungen, Tumore u.ä. zustande
  • es gibt allerdings auch Neuralgien, die keine mechanische Ursache haben – sie entstehen durch Stress/Überlastung und sind häufig auf psychosomatischer Ebene
Ordnungstherapie:
  • durch innere und äußere Einwirkung auf den Körper (z.B. Wärme, Kälte, Ernährung, Bewegung) löst man stoffwechselsteigernde, entschlackende und damit die Organsysteme harmonisierende Reaktionen aus
  • fördert Balancierung auf ganzheitlicher Ebene
  • z.B. Kneipp-Therapien, Fußreflexzonentherapie
Physiotherapie:
  • umfasst Krankengymnastik, Massage und alle Arten der physikalischen Therapie (Wärme, Kälte, Strom) in einem Begriff
PMR (progressive Muskelrelaxation) nach Jacobson:
  • aktive Entspannungstechnik, bei der durch den Wechsel von Anspannung und Entspannung willkürlicher Muskulatur eine Tiefenentspannung erzeugt wird
  • ausgenutzt wird Fähigkeit des Muskels, nach einer aktiven Anspannung besser zu entspannen
  • außerdem wird Körperwahrnehmung gefördert
PSF-Technik (propriozeptive sensomotorische Fascilitation):
  • „kurzer Fuß“ nach Janda genannt
  • durch Anspannen der kurzen Fußmuskeln wird eine optimale statische Muskelreaktion ausgelöst
  • dient zum Fußgewölbeaufbau bei Kindern, zur Stabilisation nach Bandverletzungen und -plastiken im Knie und zur Haltungsschulung bei Problemen im Wachstum (Morbus Scheuermann, Chondropathia patellae)
psychosomatische Erkrankungen:
  • körperliche Beschwerden ohne direkte organische Ursache
  • vegetatives Nervensystem spielt hierbei eine große Rolle
  • Behandlung erfolgt über indirekte Wege zur Harmonisierung und Balancierung der Organsysteme
referred pain (übertragener Schmerz):
  • Schmerz wird an einer anderen Stelle als an dem beeinträchtigten/verwundeten Organ wahrgenommen
  • z.B. Triggerpunkte in kleiner Gesäßmuskulatur löst Schmerz an Außenseite vom Unterschenkel aus (im Vergleich zum Ischiasschmerz, der mitten durch die Wade oder neben der Schienbeinkante verläuft und über Fuß- oder Kopfbewegungen beeinflusst wird)
  • im Schulterbereich (trapezius) löst ein Trigger Schläfenschmerzen aus
Schmerz:
  • „nicht Feind, sondern Helfer“
  • meldet Schaden im Gewebe an
  • durch körpereigene Stoffe wird ein Reiz über Nerven zum Gehirn übertragen und dort als Schmerz empfunden
  • bei akutem Schmerzkreislauf steht Schädigung des Gewebes in direktem Zusammenhang mit dem Schmerz – Behandlung durch Beseitung der Schadensursache und Ausheilung der Gewebsschädigung
  • nach 3 Monaten anhaltender Schädigung verselbständigt sich der Schmerz zum chronischen Schmerz, bei dem das Schmerzempfinden nicht mehr mit dem Schädigungsort zusammenhängt, so dass der Schmerz noch lange nach der Verbesserung des Gewebszustandes verhanden sein kann – hierbei ist eine Schmerzbewältigung auf emotionaler Ebene ein wichtiger Teil der Behandlung
  • Schmerzreaktion ist eine vegetative Reaktion und kann, v.a. bei chronifiziertem Schmerz, durch Beeinflussung des vegetativen Systems wirksam beeinflusst werden – dazu dienen viele Techniken aus der Manuellen Therapie
Taubheit:
  • Nerv benötig viel Sauerstoff, ist das Angebot verringert, so ist die Leitfähigkeit beeinträchtigt udn es kommt am Ende der Nervenbahn zu Taubheit
Triggerpunkt:
  • innerhalb eines stark verkrampften Muskelstranges eingebetteter Schmerzpunkt, der ausstrahlen kann oder einen sog. übertragenen Schmerz („referred pain„) in entfernten Regionen auslöst
Triggerpunktbehandlung:
  • bei aktiven Triggerpunkten stehen die sog. übertragenen Schmerzen („referred pain„) im Vordergrund, die wie Nervenschmerzen empfunden werden
  • Lokalisation dieses „referred pain“ gibt Aufschluss über den Muskel, zu dem der Triggerpunkt gehört
  • verhärteter Muskelstrang wird möglichst durch Kombination vieler Behandlungstechniken zur Entspannung und somit zur Regeneration gebracht – dadurch gehen die Beschwerden allmählich zurück
Wissensvermittlung:
  • neben der manuellen und/oder physikalischen Behandlung ist es wichtiger Bestandteil der Physiotherapie, Kenntnisse über Wirkungsweise und Zusammenhänge der körperlichen Vorgänge zu vermitteln

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